Etwas über Hexen                                                         zwischen Sagen und Wirklichkeit

Luftarchologisches Bild

An der Erkensgasse --links geht es nach Mariaweiler


Die Richtstätte „ob dem Schöbbig“ in der Herrschaft Merode bei Echtz.

 

Das Luftbild wurde in Nord-Süd-Richtung aufgenommen. Im Hintergrund liegt der Echtzer See, die ehemalige Grube Alfred. Links unten kann man bei genauem Hinsehen in einem Weizenfeld eine dunkle erscheinende trapezförmige Fläche erkennen. Es ist die ehemalige Grabeneinfriedung der Richtstätte, die  längst verfüllt und am Boden nicht mehr erkennbar ist. Innerhalb dieser Einfriedung sind – im Gegensatz zu den umgebenden Feldern – zahlreiche anthropogene Bodenstörungen – wie die Archäologen das nennen – zu sehen; im  normalen Sprachgebrauch: Grab- Wühlarbeiten“. Nach den Hinrichtungen wurden die leiblichen Überreste an Ort und Stelle vergraben. Im Jahre 1735 wurde Magarete Geich  als letzte Hexe aus Echtz verbrannt. Sie saß bis zur Hinrichtung in Merode im „ Hexenloch“. Das kleine Verließ unten im Schloss.

 

Hier ging es ins Hexenloch. Man wurde am Stein angekettet und wartete auf dem Prozess vor den Richter mit seinen Schöffen vor dem Gericht in Echtz, in der Breite Straße " bei Hoafs". Das war der Zehnhof, Eigentümer, deren von Merode, wo auch der "Zehnte" abgegeben  wurde. Gegen über war das Hexengäßchen. Das war der Weg vom Gericht zur Richtstätte.

 

 

 

 

Neben an das Hexenloch auf dem     neuesten Stand gebracht >>>>>>>>>>

Etra für Versammlungen.


 

Zur   Volkskunde des  Jülicher Landes   von Heinrich Hoffmann

 

Sagen aus dem Indegebiet.

 

1914                         Druck und Verlag von Joseph Dostall, Eschweiler

 

Echtz.

82. Hexenrache

 

Mündlich aus Jüngersdorf

 

In der Lochmühle bei Langerwehe wohnte ein Knecht, der die Mühlenkarre nach Echtz fuhr. Er lernte dort ein Mädchen kennen, das er freien wollte. Man warnte ihn vor dem Mädchen mit den Worten: „Du gehs bei ehnt, das es net richtig, die hüet zom Hexereih, on es sählde ovends dohem.“ Er wollte das nicht glauben, obschon er das Mädchen manchmal nicht zu Hause antraf, wenn er abends seinen Besuch machen wollte. So kehrte er an einem Abende nach einem vergeblichen Besuche wieder heimwärts. Zwischen Echtz und Geich hörte er auf einmal Musik und Gesang von der „Duffesmaar“ herüberschallen. Neugierig ging er näher und sah zu seinem Erstaunen den „Hexenreih am Danze on juhze“. Die Hexen hatten sich mit den Händen gefaßt und tanzten immerfort rund, nach dem Takte einer eigentümlichen Musik. Der Knecht hielt sich versteckt und schaute dem lustigen Treiben eine Weile zu. Wie erschrak er, als er bei einem Rundtanze auch sein Liebchen erblickte! Schleunigst begab er sich auf den Heimweg mit dem Vorsatze, sein Mädchen nie mehr zu besuchen. Das Mädchen aber hatte ihn gesehen, und es war überzeugt, daß es mit ihm nicht zu einer Heirat kommen würde. Es rächte sich deshalb an ihm. Aufr dem Wege zur Mühle empfand der Knecht einen stechenden Schmerz im Beine. An anderen Morgen mußte er vor Schmerzen liegen bleiben, und drei Tage lang ließ der Knecht sich nicht in Echtz blicken. Da ging das Mädchen zur Mühle und fragte nach ihm. Es erhielt aber zur Antwort: „Kasper litt em Bett on kühmp voll Peng em Been on kann net opstohn.“ Auf seine Bitten hin ließ man das Mädchen zu dem Knechte, und es zog ihm aus dem rechten Knie eine Stopfnadel heraus und sagte zu ihm: „Du willst mich doch jetzt nicht mehr, aber ich sage dir, verschweige, was du gesehen hast, sonst geht es Dir schlimm:“ Damit schritt die Hexe zur Türe hinaus. Der Knecht sprang aus dem Bette, aber er konnte nicht schweigen. Zur Strafe wurde er krumm, und nur humpelnd konnte er sich fortbewegen. Er erhielt den Namen „Möllekromm.“

 

83. Der Ritt auf dem Bock vom Hexentanz.

 

Mündlich aus Berg bei Nideggen.

 

Ein junger Mann freite ein Mädchen aus Echtz. Sein Freund stellte ihn eines Tages zur Rede und fragte ihn: „Bist du auch schon nach zwölf Uhr in dem Hause geblieben? Denn wisse: Die Alte kann etwas mehr als Brot essen.“ Der junge Mann teilte es seinem Vater mit, und dieser sagte: „Das wollen wir einmal untersuchen.“ Am folgenden Samstag ging der Vater mit zu dem Hause. Schon um 11 Uhr drängte die Mutter des Mädchens zum Weggehen, sie gingen aber nicht. Gegen 12 Uhr machte die Alte nicht viel Federlesens: sie blies die beiden an, und da flogen sie zur Türe hinaus. Der Vater sagte darauf zum Sohne: „Komm her, wir wollen durch das Schlüsselloch sehen, was die beiden anfangen.“ Sie sahen, wie die Alte einen Behälter am Herde in der Küche ein Töpfchen entnahm, die Beine mit der Salbe bestrich und dann sprach: „Tipp, der Schornstehn erus“, und damit flog sie in die Höhe. Das gleiche tat auch das Mädchen mit der nämlichen Wirkung. – „Das wollen wir doch auch einmal versuchen“, riet der Vater. Sie machten alles nach, was die Alte getan hatte, und fort flogen sie aus dem Kamin, und dann ging es durch die Luft. Bald gelangten sie vor einen hell erleuchteten Saal, in dem eine große Gesellschaft sich mit dem Tanze belustigte. Auch sie tanzten mit und trafen dabei die beiden, die sie noch vor kurzem verlassen hatten. Der Vater tanzte mit der Alten und der Sohn mit der Tochter. Bei einer Pause fragte die Alte den Vater: „Wie seid ihr hierher gekommen?“ Der Vater erwiderte: „Wie auch ihr, tipp, der Schonstehn erus.“ Wieder ergriff die Alte das Wort: „Nun will ich euch einen guten Rat geben. Gleich kommt für jeden ein Bod, den ihr besteigt, und der euch im Nu an den Ausgangspunkt führt. Sprechet aber keiner ein Wort, sonst geht es euch schlimm.“ – Sie taten das auch. Der Bod flog dahin und setzte den Vater an dem Herde ab in dem Hause des Mädchens. Dem Sohne erging es anders. Er hatte eine solche Freude daran, wie er so leicht und schnell durch die Luft flog, so daß er, uneingedenk der Warnung, den Bod anredete. In dem Augenblick war der Bod unter ihm verschwunden, und er stürzte herab und kam um.

 

86. Der Schöbbich zu Echtz.

 

Mündlich von vielen.

 

Der „Schöbbich“ zu Echtz, der früher ein Weideplatz war und heute Ackerland ist, lag östlich vom Dorfe auf Mariaweiler hin. Er spielte im Volke der ganzen Gegend eine Rolle. Allerorten galt er als der Verbrennungsplatz der Hexen der Herrschaft Merode. Er war sehr verrufen und trug Echtz den Namen „Hexeechtz“ ein. Ein Gäßchen, das vom Dorfe zu dem Platze führte, hieß „Hexegeißche“. Auch sollen auf dem Platze zu nächtlicher Stunde sich besonders die Feuermänner und „Drügglede“ aufgehalten haben, die Geister der dort Umgekommenen. Auch sonstiger Spuk trieb sich da herum.

 

Ein Luchemer, der spät abends von Mariaweiler kam, wagte es, auf dem Heimwege über den Platz zu gehen. Es war eine kalte Nacht, und trotzdem fühlte er auf einmal eine solche Hitze, als wenn ein großes Feuer in der Nähe seine Wärme ausstrahlte. Zugleich stand ein altes Mütterchen vor ihm und sprach: „Heute ist es aber warm.“ Damit war es verschwunden, und mit ihm verschwand auch die Hitze. Dem Manne war es doch jetzt unheimlich geworden, und es machte sich schleunigst davon.

 

Ein Bewohner von Echtz erzählt:

 

„Me Schwiggevatte kom van Düren van de Arbett. Om Schöbbich bei Echtz kom en Möhnche met m Körfche on sät: „Männche, wat es et dese Novent wärm. Nu kom e Füe op m, als wennte vebrenne sall, evve e sog nüs. Nu dehte sich sähne on bedde on du gengket esu fott. Die Frau woe stell vüran gegange on woe op emol fott. Dat woe n Hex.“

 

88. Hexe verbrannt.

 

Mündlich von mehreren.

 

Eine Frau aus der Herrschaft Merode war angeklagt, hexen zu können und wurde im Hexenturme zu Merode eingekerkert. Tag und Nacht wurde sie streng bewacht. Eines Abends wollte der Wächter der Gefangenen das Essen bringen. Als er den Schlüssel ins Schloß stecken wollte, hörte er die Gefangene sprechen: „Du hast mir bis jetzt geholfen, aber nun läßt du mich im Stiche.“ Der Wächter sagte am andern Morgen den Richtern, die Gefangene habe mit dem Teufel gesprochen. Damit war das Los der Hexe besiegelt. Auf dem „Schöbbich“ zu Echtz wurde sie verbrannt.

 

Nach anderer Erzählweise hatte man der Hexe, um sie, wie man glaubte, aller Macht zu berauben, alles hauthaar abgeschnitten.

 

Es erschien ihr in der folgenden Nacht der Teufel. Auf die Vorwürfe der Frau, er habe sie im Stich gelassen, erwiderte der Teufel: „So lange du noch ein Haar auf dem Körper hast, können sie dir nichts machen.“ Diese Worte hatten die Wächter gehört und berichteten sie den Richtern. Man schor ihr deshalb das letzte Haar am Leibe ab und verurteilte sie, weil sie mit dem Teufel im Bunde stehe, zum Feuertode.

 

89. Hexenverbrennung auf dem Schöbbich

 

Mündlich von Herrn Joh. Capitaine in Pier

 

Der „Schöbbich“ war der Hexenverbrennungsplatz für die Herrschaft Merode. Einmal hatte man mehreren Hexen zugleich den Prozeß gemacht. Als sie auf dem Holzstoß standen, sagte die älteste der Hexen zu ihren Genossinnen: „Heute werden wir wohl einen heißen Tag haben.“ („Kenge, höck ham ner ´ne heeße Daag“) In dem Augenblicke züngelten auch schon die Flammen um sie, und sie mußten ihre Übeltaten mit dem Feuertode büßen.

 

90. Die letzte Hexe wird auf dem Schöbbich in Echtz verbrannt.

 

Von Herrn Prof. Dr. Capitaine.

 

Etwa 1730 wohnte ein Mädchen von Echtz auf dem Hofe Getz bei Mariaweiler. Da sie sich mit der Herrschaft nicht vertrug, holte die Mutter sie zurück und machte der Herrschaft Vorstellungen. Auf dem Hofe trat eine Viehseuche ein, und man glaubte, die Mutter des Mädchens habe das Vieh verhext. Die Sache wurde von der Herrschaft Merode untersucht, die Frau eingesteckt und gefoltert. Sie blieb aber standhaft. Man beschloß, sie noch einmal zu foltern und dann freizugeben. Aus Kindesliebe schlich sich nun ihre Tochter nachts an den Turm und teilte der Mutter dieses mit. Ein Wächter hörte es und erzählte, die Frau habe mit dem Teufel gesprochen. So wurde die Frau in Echtz auf dem „Schöbbich“ verbrannt.

 

Die Franzosen haben die Hexen aus dem Lande vertrieben. (Berg bei Nideggen und vielen Orten)

 

91. Mädchen entpuppt sich als Hexe.

 

Mündlich aus Niederzier.

 

 Zwischen Birkesdorf und Köttenich stand früher in dem sogenannten Mühlenfelde der jetzt verschwundene Hof Mühlenfeld. Der Sohn aus diesem Hofe freite in Echtz ein Mädchen, das als Hexe verschrien war. Ein Freund aus Echtz machte den jungen Mann darauf aufmerksam und riet ihm, zu dem Mädchen einmal nach zwölf Uhr zu gehen, dann könne er sich davon überzeugen. Den Rat befolgte er. Er schlich eines Abends gegen zwölf Uhr um das Haus herum zur Obstwiese. Da sah er im Mondenscheine auf dem sogenannten Falder sein Liebchen mit aufgelösten Haaren sitzen. Er ging auf das überraschte Mädchen zu und sagte: „Was machst du denn hier zur nächtlichen Stunde? Jetzt glaube ich, daß Du eine Hexe bist, wie die Leute sagen.“ Schnell erhob sich das Mädchen und stellte sich drohend vor ihn und sagte: „Wenn Du mich verrätst, so behexe ich Dich, daß Du so krumm wirst, daß Du nicht mehr gehen kannst.“ Sprachlos vor Angst ging er von dannen und ließ sich nicht mehr in dem Hause blicken.

 

92. Der Kettenhund zu Echtz.

 

Mündlich.

 

In einer Nacht kamen mehrere Echtzer spät aus dem Wirtshause. Vor der Türe des Wirtshauses trennten sie sich; die einen gingen die Straße hinauf, die anderen hinunter. Diese sahen plötzlich ein Kalb, an dessen Hals eine schwere Kette hing, durch die Straßen gehen. Sie glaubten, das Kalb habe sich von der Kette losgerissen. Um es einzufangen, kreisten sie es ein. Sie suchten die Kette zu fassen, aber da wurden sie nach allen Seiten hin- und hergeworfen; dazu regnete es Schläge auf die Erschreckten, und dann war das Kalb auf einmal verschwunden. Da wußten sie, daß es der Kettenhund gewesen war, der oft den aus dem Wirtshause kommenden in den Weg trat.

 

Wer ruhig seines Weges ging, der kam ungefährdet nach Hause. Wer aber das gespenstige Tier neckte, dem ging es schlecht. So hatten viele Dörfer Sagen von nachts durch die Dörfer wandernden, schwarzen Hunden, die mit zottigen Haaren bedeckt waren und am Halse schwere Ketten klirrend nachschleiften. Vielfach hatten diese Ungeheuer Feueraugen, die unheimlich funkelten und sich vergrößerten, wenn man den Tieren in den Weg trat.

 

93. Das geheimnisvolle Butterfaß

 

Mündlich aus Merzenich

 

In Echtz lebte einmal eine Hexe, die nur eine magere Kuh als Eigentum besaß. Und doch hatte sie immer beim Buttern ihr Butterfaß voller Rahm. Sie legte nämlich einen Zettel mit geheimnisvollen Sprüchen unter das Faß und begann ihren wenigen Rahm zu drehen mit den Worten: „Us jedem Hus e Löffelche voll.“ Fortgesetzt sagte sie das so lange, bis das ganze Faß voll war. Sie hatte dadurch zwar wenig aus jedem Hause sich verschafft, aber so viel, daß sie immer reichlich Butter verkaufen konnte. (vgl. Gredt, Sagenschatz usw. Nr. 233,234 und 235.)

 

Auf halbem Wege zwischen Echtz und Lucherberg befand sich auf dem Knotenpunkte zweier sich kreuzender Feldwege früher ein Baum, der von einigen als Pappel, von den meisten als Weide bezeichnet wurde und den Namen „Mauweide“ trug. Dort sollen die Hexen in Gestalt von Katzen ihre Zusammenkünfte gehabt und ihre Tänze aufgeführt haben. Das Miauen Katzen, das man bei diesen Tänzen hörten, soll die Weide ihren Namen haben. Oft wurden nächtliche Wanderer an dieser Stelle von Katzen belästigt und manchem soll es dort, der nach ihnen schlug, um sich ihrer zu erwehren, schlecht ergangen sein. Deshalb war der Platz im Volke sehr verrufen.

 

94. Der Besenstock

 

Mündlich von Frau Hugo Bodden.

 

Eine Frau aus Echtz war nachts oft vom Hause abwesend, ohne daß der Mann es merkte. Um den Mann zu täuschen, legte sie einen Besenstiel in ihr Bett, wenn sie sich nachts entfernte, dann begab sich zur „Mauweide“ zum „Hexenverbrennungsplatze.“ Eines Tages fragte der Nachbar den Mann: „Wo schläfst du nachts?“ Lachend erwiderte er: „Im Bette.“ Jener aber fragte: „Du schläfst neben dem Besenstiele.“ Dieser wollte das nicht glauben. Aber des Mannes Mißtrauen war doch erwacht. Er stellte sich in der folgenden Nacht, als ob er schlafe, und er bemerkte, daß seine Frau geräuschlos aufstand, einen Besenstiel ins Bett legte und sich dann entfernte.

 

95. Hexe als Mütterchen und Hase

 

Mündlich aus Luchem.

 

 Dä Häe vam Echtze Hauf geng vell opd Jaag. En dem Fälche tösche Echtz on dm Schöbbich sprong emme ne Has op; on eä schoß jede Tue on troif n ooch; de has tervelte sich ronk on geng dann wedde lofe. Su hot eä fönf bes sechsmol dropp geschauße on konnt n dauch net kapott kregge. Hä säht dat m Geestliche, on dä sät evve, eä sall d Kuggel met n gesähnte Käez bestriche, on du genk eä wedde op de Jaag on schüüß dm Has e Been vaneen. Su weeß me, dat et n Hex woe. Nu, det eä et ahnzege. Nu wied se faßgenomme on sall verbrangt wäre. Op dm Schöbbich wuede ne grueße Hoof Schegge (Scheitholz) opeen gelaht on die a Brank gestäche. On wie et got brangt, do sall se drengeworpe wäede. Nu sät se: „Se möt jo dauch sterve, nu wöll se och zeege, dat se Hexe könnt.“ Se fregg n Haffel Molthövvelsdreck (Maulwurfserde) on werp dar övvert Publikum erövve, on du wore die all stief voll Lüs.

 

122. Hexelisbeth von Geich.

 

Mündlich aus Luchem und anderen Orten

 

Eine Frau aus Geich, „Hexelisbeth“ von einigen genannt, war angeklagt, mit dem Teufel im Bunde zu stehen, das Vieh krank gemacht und sonstige Übel in den Familien verursacht zu haben. Deshalb wurde ihr der Prozeß gemacht, und sie auf die Folter gespannt, aber sie wollte kein Bekenntnis ablegen. Als man sie vergeblich gerädert hatte, brachte man sie in den Hexenturm und trug dem Wächter auf, genau auf alles zu achten, was sie im Verließe mache, um ein Zeugnis gegen sie zu erhalten. Kaum war sie im Gefängnisse, da hörte der draußen lauschende Wächter folgendes Zwiegespräch: „Da hättest du mich aber bald verlassen.“ Eine andere Stimme antwortete darauf: „Der Schwarze, der neben dir stand, war mir im Wege; darum war meine Macht zu Ende.“ Gleich hinterbrachte das der Wächter den Gerichtsherren, und man schloß daraus, daß die Hexe mit dem Teufel gesprochen habe, und daß dieser unter dem Schwarzen den Geistlichen verstand, der neben der Hexe während der Folter gestanden und zum Bekenntnis ermahnt hatte. Man verurteilte sie zum Feuertode. Auf einer großen, mit Schanzen beladenen Karre wurde sie nach dem bekannten Verbrennungsplatz der Hexen, dem „Schöbbich“ zu Echtz, gefahren. Der Graf ritt mit dahin. Um noch ein Zeugnis gegen die Hexe zu erhalten, rief er ihr auf dem Wege zu: „Zeige mir, ob du wirkich hexen kannst!“ Sie antwortete: „Komme näher an mich heran!“ Das tat er. Sie hauchte über ihn, und sofort war der Graf mit Ungeziefer bedeckt. –

 

In Jüngersdorf erzählte man sich, dass es eine Frau aus Echtz gewesen sein soll, der man viele Krankheiten unter den Kindern zur Last legte. Lange Zeit habe man sie im Hexenturme gefänglich gehalten, aber man habe keine Macht über sie gehabt, weil der Teufel sich in ihren Haaren versteckt gehalten und sie beschützt habe. Um sie der Macht des Teufels zu entziehen, habe man ihr das Haupthaar abgeschoren. In der Nacht erschien ihr der Teufel und habe sie getröstet mit den Worten: „So lange du noch ein Haar am Leibe hast, können sie dir nichts machen.“ Da schor man ihr das letzte Haar und brachte sie auf einem Wagen nach Echtz zum „Schöbbich“, um sie zu verbrennen. Auf dem Wege sagte der sie begleitende Geistliche zu ihr, sie solle ihnen zeigen, daß sie etwas könne. Da nahm sie eine Hand voll Staub und warf ihn über den Kutscher, der augenblicklich ganz voll Läuse war. Da bat man sie, ihn wieder von der Plage zu befreien. Sie blies über den Kutscher, und sogleich war er von dem Übel befreit. –

 

 In Lucherberg erzählt man sich die Sage fast in übereinstimmender Weise. Dort fügt man noch hinzu, sie habe, als sie auf dem Scheiterhaufen stand, ihr rotes Mützchen, wie sie damals in der Mode waren, vom Kopfe gegriffen und sie unter die zuschauende Menge geworfen. Deshalb habe man seit der Zeit diese Mützchen nicht mehr getragen.

 

                         Merode

146. Das Hexenloch zu Merode.

 

Mündlich von vielen.

 

Auf dem Schlosse zu Merode ist im untersten Gewölbe eines Turmes ein Gefängnis, das im Volksmunde allgemein das Hexenloch genannt wird. Darin wurden die Hexern so lange gefänglich eingesperrt, bis sie nach ihrer Verurteilung auf dem „Schöbbich“ zu Echtz verbrannt wurden. Durch ein viereckiges Loch einer eisenbeschlagen, schweren Türe wurden den Gefangenen auf einer Gabel die Speisen durchgereicht. Die Ringe kann man noch heute sehen, woran die Gefangenen gefesselt waren. Das düstere Hexenloch soll außer Hexen, wovon es seinen Namen hat, auch noch andere Gefangene beherbergt haben. Man hatte auf dem Schlosse lange, eiserne Trompeten, womit die Leute der Herrschaft zur Arbeit und zum Dienste gerufen wurden. Wer nicht pünktlich erschien, wurde ins Hexenloch geworfen. Deshalb war alles bange vor dem Hexenloche. Man warnte unartige Kinder mit den Worten: „Nämm dich in aach, sonst köst du en et Hexeloch.“

 

151. Der verdröggte Hau.

 

Mündlich von vielen.

 

In Merode und anderen Ortschaften nennt man einen Waldteil von etwa achtzig Morgen Größe, am Forsthaus Schlich gelegen, „verdröggte Hau.“ Der Wald erhielt seinen Namen von der früheren Besitzerin, die allgemein „Dröggche“ (Gertrud) hieß. Sie lebte auf dem Hofe zu Geich, zu dem auch der genannte Wald gehörte, nach dem Tode ihre Eltern allein mit ihrem Gesinde. Von ihr wird erzählt, sie habe sich durch besondere Anlagen ausgezeichnet. „Sie konnte mehr als andere“. Das war Grund genug, um sie zu damaliger Zeit als Hexe zu verschreien. Alle Krankheiten der Kinder, mit denen Sie nur in Berührung gekommen war, wurden ihr zur Last gelegt. Ebenso sollte sie das Vieh verhexen, so daß es entweder gar keine oder rote Milch gab. Wollte eine Kuh nicht mehr fressen, oder ging sie durch irgend eine Ursache zurück, so war „Dröggchen“ Schuld daran. Deshalb warf man sie in den Hexenturm, in dem sie sieben Jahre schmachten mußte. Doch weiterhin hatte man keine Gewalt über sie. Man glaubte deshalb, sie stehe mit dem Teufel im Bunde, und um ihr diese Macht zu entziehen, ließ man ihr das Haupthaar abschneiden. Darauf erschien ihr in der Nacht der Teufel und sagte zu ihr: „So lange du noch ein Haar am Leibe hast, können sie nichts über dich ausrichten.“ Diese Worte hatte der Wächter, der zu ihr wollte, gehört und teilte es den Richtern mit. Da schor man sie ganz kahl, und nun sollte sie auf dem „Schöbbich“ in Echtz verbrannt werden. –

 

Als man sie zur Richtstätte fuhr, sagten die Gerichtsherren, die ihre Kunst erproben wollten, zu ihr: „Zeige uns doch einmal, ob du richtig hexen kannst.“ Da hob sie von der Erde eine Hand voll „Möllem“ (Staub) auf, warf ihn auf den Kutscher, und sogleich war dieser über und über mit Läusen bedeckt. Erstaunt urteilten die Herren: „Jetzt sehen wir, daß du etwas kannst, aber mache nun den armen Kutscher frei von den Läusen.“ Da blies die Hexe über den Kutscher, und die schmutzigen Tiere waren verschwunden. Bei der Verbrennung der Hexe soll ein derartiger Gestank entstanden sein, daß die Zuschauer davon erkrankten. Der Graf von Merode nahm den Hof und den Dröggchens Wald an sich und vereinigte sie mit dem Seinigen. –

 

Nach einer anderen Darstellung soll die Hexe ihre Kunst kurz vor der Verbrennung, als sie auf dem Scheiterhaufen vor den Richtern stand, folgendermaßen gezeigt haben: Die Richter sprachen zu ihr: „Dröggche, du weißt, daß du verbrannt wirst. Damit wir ein Zeichen haben, daß du nicht unschuldig stirbst, so zeige uns, was du kannst.“ Da erbat sie sich eine Kappe voll „Möllem“. Diesen warf sie über die Gerichtsherren, und sie waren ganz mit Läusen bedeckt. Die Richter baten sie, sie möge diese lästigen Tiere doch sofort entfernen. Die Hexe blies über die Herren, und alle waren von der Plage befreit. –

 

Man sagt auch, der „verdröggte Hau“ soll deshalb diesen Namen erhalten haben, weil man das Holz zur Verbrennung aus diesem Hau genommen habe. Der „Dröggchens Hau“ war sehr verrufen. Man behauptete im Volke, eine Kuh, welche von dem Grafen in dem Walde fresse, ginge ein. Auch wollen einige wissen, dort habe sich im Walde die Hexenzunft in gewissen Nächten versammelt, um sich bei Spiel und Tanz zu vergnügen.

 

152. Vorwitz bestraft.

 

Mündlich aus Jüngersdorf.

 

 Ein Mühlknecht aus der Metteler Mühle kam abends spät durch Merode. Aus einem „Bonget“ (Wiese), der rundum von einer hohen Hecke umfriedigt war, hörte er schreckliches Katzengeschrei. Neugierig hielt er mit seinem Gefährt ein, stellte einen Fuß auf die Hecke und blieb mit dem anderen auf der Karre, um zu sehen, was der Lärm bedeute. Er sah nichts, er hörte nur das Geschrei. – Am anderen Morgen konnte er nicht mehr aufstehen. Denn bei jeder Bewegung fühlte er große Schmerzen im rechten Knie. Da erschien eine alte Frau in der Mühle und fragte den Müller, ob sie einmal zu dem kranken Knechte dürfe. Der Müller war damit einverstanden. Die Frau fragte den Knecht: „Was fehlt dir?“ Er antwortete: „Ich habe so große Schmerzen im Knie.“ „Laß mich einmal sehen,“ sagte die Frau. Da zog sie aus dem Knie eine lange Stopfnadel heraus, mit den Worten: „Fahre künftig deiner Wege und sei nicht mehr so neugierig!“ Es war eine der Hexen, die als Katze den Tanzplatz in Merode besucht hatte.

 

153. Hexe verrät sich.

 

Mündlich aus Hamich.

 

In der Herrschaft Merode waren einem Manne drei Stück Vieh gefallen. Die Frau war trostlos; denn sie ernährten sich hauptsächlich von der Viehzucht. Ein Jude aus Langerwehe, der nach dem Unglück bei der Familie erschien, sprach: „Do es n kott Hangk em Stall gewäs.“ Der Jude nahm das Herz von einer Kuh, tat es trocken in einen Kessel und briet es. Die Frau mußte dabei sein. Der Jude schärfte ihr ein, kein Wort zu sagen, auch nichts aus dem Hause zu leihen, es möge kommen, wer da wolle. Die Türe war zwar im Schloß, durfte aber nicht verriegelt werden. Beim Braten des Fleisches stach der Jude mit dem Messer in das Herz. Gleich darauf ging die Haustüre auf, und die Schwägerin der Frau trat verstört herein und sprach: „Schwiggische (Schwägerin), lennt mir e Luet Kaffeebonne!“ Die Frau schwieg, wie ihr geheißen. In Wut lief die Schwägerin wieder nach Hause und warf die Türe hinter sich zu. Der Jude stach nach kurzer Zeit zum zweiten Mal in das Herz. Da stürzte das Weib abermals herein und wollte das Nämliche geliehen haben. Abermals erhielt es keine Antwort. Wiederum lief die Hexe nach Hause. Der Jude wäre verloren gewesen, wenn die Frau ein Wort geantwortet hätte. Zum dritten Mal geschah das gleiche. Der Jude brach jetzt das Schweigen und sprach: „Wissen Sie nun, wer Ihnen die Kühe behext hat?“

 

                                                                130. Hexedröck

 

Mündlich aus Obergeich

 

Op de Borg en Meroed woe en Hexelauch. On do wuete de Hexe och gefoldet. Wenn he en de Gägend en Frau woe, die sich wall ansoog füe en Hex, wenn et och gehen woe, dann wued se enfach nohm Hexelauch gedohn. Hott eene gähn e Mensch jet, su bruch heä nue ze sage: „Die kann hexe.“ Dann wuet se nohm Hexelauch gedohn. Se wuete su lang gefoltet, dat se off genog saate, se wiere ne Hex on wore doch gehn. Nun, woe ens en Frau, die hesch Dröck. Dat soll en Hex senn. Die loog lang em Hexelauch on soll om Schöbbich ze Echtz verbrangt wäede. Om Wäg van der Borg nohm Schöbbich, se hodde se op en Kaa gelade, du sät d Fuemann zo Dröck: „Dröck, maachere noch ens een füe et letzte.“ Du kregt Dröck an Haafel Möllem (Erde, Staub) vam Radd on werp dat dm Fuemann op dr Sack (Leib); du wuet dat luhte Lüs. Do sät Dröck: „Do siehst de noch, dat ich et noch kann.“

 

                                                 121. Das eigentümliche Licht              

 

                                                          Mündlich aus Geich

 

„En dr Duffesmaar doog et net, söns glöv ich an su jet net,“ leitete ein Berichterstatter aus Geich sein Erlebnis ein. „Ich kam eines Abends mit der Karre über die „Duffesmaar“. Mein Sohn war bei mir. Plötzlich gewahrten wir einen so hellen Lichtschein neben uns, daß davon alles erhellt wurde. Das dauerte eine Weile, und dann trat wieder völlige Dunkelheit ein.“

  

 

Leider war das Buch über die letzte Hexe von Echtz sofort vergriffen

Nachdem das Buch so schnell vergriffen war, gibt es eine Neuauflage von Grethes Ring.

 

Die letzte Hexe von Echtz.

Erhältlich  im LGH Echtzer Hof

oder Manfred Garding